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Bayerisches Bau- und Ausbaugewerbe erwartet verlangsamtes Wachstum

Noch ist die Baukonjunktur robust. Das Wachstum verlangsamt sich aber und die Stimmung im Bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe trübt sich in diesem Frühjahr etwas ein. Das ist das Ergebnis der Frühjahrskonjunkturumfrage der Verbände des bayerischen Bau- und Ausbaugewerbes.

Das heute von der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern vorgelegte Konjunkturbarometer zeigt insgesamt ein positives Bild, in wichtigen Kennziffern aber auch schlechtere Umfragewerte als vor einem Jahr. Erfreulich ist, dass 47 Prozent der Bau- und 57 Prozent der Ausbaubetriebe ihre Geschäftslage als gut bezeichnen. Das sind allerdings im Bauhauptgewerbe bereits zehn Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Inzwischen klagt jeder zwölfte Bauunternehmer über schlechte Geschäfte, das sind doppelt so viele Betriebe wie noch vor einem Jahr.

Erstmals weist die Umfrage unter rund 2.000 Bau- und Ausbaubetrieben eine regionale Auswertung aus und zeigt somit Unterschiede zwischen den Regierungsbezirken: Bei der Geschäftslage schneiden Unternehmen aus Niederbayern am besten ab, während Oberfranken das schlechteste Ergebnis aufweist. Auch bei den Umsätzen sieht es im niederbayerischen Bau- und Ausbauhandwerk am besten aus, während hier Oberfranken das Schlusslicht bildet. Jedoch sind die regionalen Unterschiede nicht gravierend. Beim Auftragsbestand weisen laut LVB-Umfrage die Oberpfälzer Unternehmen das dickste Polster auf, während oberfränkische Betriebe den kürzesten Auftragsbestand haben. Der Sprecher der LVB Hans Auracher betonte, dass es auch in diesem Punkt zwischen Bau- und Ausbaugewerken größere Unterschiede gibt: „Wir beobachten, dass sich die Nachfrage nach Ausbauleistungen auf dem Niveau der beiden Vorjahre stabil bewegt, während unsere Baubetriebe über eine etwas zurückgehende Nachfrage berichten“.

Hans Auracher machte deutlich, dass die Konjunktur bisher sehr stark vom Wirtschafts- und Wohnungsbau getragen wurde, in diesem Jahr aber wohl an Dynamik verlieren wird. „Der Bedarf an fertig gestellten Wohnungen pro Jahr in Bayern liegt immer noch weit unter dem von der Staatsregierung festgestellten Bedarf von 70.000, auch wenn wir vergangenes Jahr leichte Zuwächse hatten“, stellt Auracher fest und verweist darauf, dass die Zahl der geneh-migten Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern in Bayern um 4,7 % höher als ein Jahr zuvor war.

Die LVB macht für das Sommerhalbjahr geteilte Prognosen. Im Ausbaugewerbe seien die Geschäftsaussichten annähernd so optimistisch wie im Vorjahr. Dagegen sei der Anteil der Bauunternehmen, die in den kommenden Monaten gute Geschäfte erwarten, von 63 Prozent auf 49 Prozent gesunken. Auch die Erwartungen an Aufträge und Gewinne fallen insbeson-dere im Baubereich negativer aus.

Die Frühjahrsumfrage der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern bestätigt einen Trend, der das gesamte Handwerk betrifft: Der Fachkräftemangel schlägt immer stärker durch. „Unsere Betriebe haben einen hohen Personalbedarf, können diesen aber immer schwerer abdecken. Wir rechnen damit, dass die Zahl der Mitarbeiter im Ausbaubereich in diesem Sommer nur ganz leicht steigen und bei den Baubetrieben stabil bleiben wird“, so der LVB-Sprecher. Er beklagt in diesem Zusammenhang die sinkende Zahl der Absolventen an den Mittelschulen. Dies sei inzwischen eine Wachstumsbremse für die Branche. Bei der Suche nach Auswegen wird derzeit verstärkt über die Integration von Asylsuchenden oder Flüchtlingen in Handwerksbetriebe diskutiert. Die Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern spiegelt in ihrer Umfrage hierzu ein aktuelles Stimmungsbild unter den Betrieben. Obwohl der Zugang zum Arbeitsmarkt etwas erleichtert wurde, sehen viele Unternehmer zu hohe praktische und bürokratische Hürden beim Einstellen von Asylsuchenden oder Flüchtlingen: Ein gutes Drittel der Ausbau- und fast jeder dritte Bauunternehmer sieht sich laut Befragung nicht in der Lage, diesen Menschen einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz anzubieten. Vor allem mangelnde Deutschkenntnisse werden als Problem genannt. Jeder vierten Bau- und Ausbauhandwerker würde Asylsuchenden oder Flüchtlingen trotz Sprachbarriere dagegen eine berufliche Chance geben. Der Rest der Betriebe ist diesbezüglich noch unentschlossen. Auracher schließt sich hier der Forderung des Bayerischen Handwerkstags an, der eine geregelte Zuwanderung anregt, also klare Regeln, unter denen Menschen nach Deutschland einwandern und arbeiten dürfen. Das Asylrecht jedenfalls sei dafür nicht geeignet.

Einen weiteren Schwerpunkt des Konjunkturbarometers bildet der seit Januar geltende gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro, der gerade im Bau- und Ausbauhandwerk deutlich mehr Bürokratie ausgelöst hat. Dabei stellten die Verbände des bayerischen Bau- und Ausbauhandwerks klar, dass sich die Branche nicht gegen Lohnuntergrenzen wendet. In allen Bereichen gäbe es ohnehin schon tarifliche oder gesetzliche Mindestlohnregelungen. Es gehe vielmehr um den Aufwand bei den jetzt notwendigen Dokumentationspflichten. Die Aufzeichnungspflichten gelten auch für Angestellte und Poliere mit einem monatlichen Bruttogehalt bis 2.958 Euro. Das sei viel zu hoch und deshalb für eine Kontrolle der Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro je Arbeitsstunde völlig irreal. Ein Arbeitnehmer müsste in einem Kalendermonat mehr als 348 Stunden arbeiten. Dies entspräche einer wöchentlichen Arbeitszeit von 80 Stunden. Erst dann würde der Mindestlohn unterschritten. Realistisch sind bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden 173 Stunden monatlich.

Die Umfrage unter den Betrieben zeigt, dass mit dem neuen Mindestlohngesetz auf die Hälfte aller Bau- und Ausbaubetriebe neue bürokratische Lasten zukommen. Die Betriebe seien zudem besorgt, dass sie im Verdacht der Schwarzarbeit früher oder später ins Visier des Zolls geraten könnten. Der LVB-Sprecher rief die Politik auf, diese unnötigen bürokratischen Hürden aus dem Weg zu räumen und fügte hinzu: „Immerhin hat Kanzlerin Merkel beim Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft in München angekündigt, jetzt nach Ostern über das Problem reden zu wollen. Es darf nicht beim Reden bleiben, wie wir das manchmal in Berlin gewohnt sind, es muss jetzt gehandelt werden, schnell – und es darf nicht wieder so eine Hängepartie mit Enttäuschungen werden wie bei der energetischen Gebäudesanierung“.